Was ist dran an Maststall-Plänen?

Auszug des shz vom 13. Dezember 2012 | 09:10 Uhr | Von Sven Windmann

 
 
Ein Landwirt in Langstedt plant, einen Maststall für knapp 40.000 Hähnchen zu bauen - zum Unmut der Anwohner. Foto: dpa

Ein Landwirt in Langstedt plant, einen Maststall für knapp 40.000 Hähnchen zu bauen - zum Unmut der Anwohner. Foto: dpa

"Ein Horrorszenario": Die Bürger in Langstedt wehren sich gegen den geplanten Bau eines Hähnchenmaststalls.


Langstedt. Es ist eine Mischung aus Halbwissen und Gerüchten, die seit einigen Tagen für reichlich Gesprächsstoff bei den Bewohnern der Gemeinde Langstedt sorgt. Denn so richtig Bescheid weiß offenbar niemand. Aber vieles deutet darauf hin, dass im Ortsteil Westerlangstedt ein Hähnchenmaststall für knapp 40.000 Tiere geplant wird.

"Ich kann bestätigen, dass es eine erste Bauvoranfrage für ein solches Projekt gib", erklärt Bürgermeister Jacob Bundtzen. Demnach habe ein Landwirt aus Jerrishoe ein entsprechendes Formular beim Amt Eggebek eingereicht. Seitdem prüft das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR), ob die Fläche in Westerlangstedt für ein solches Bauvorhaben geeignet ist. "Erst wenn das LLUR keine Einwände hat, etwa bei den Immissionswerten, könnte ein Bauantrag gestellt werden", erklärt Bundtzen und fügt an: "Sollte das geschehen, hätten wir als Gemeinde kaum Chancen, den Stall zu verhindern. Denn auf den Flächen gilt privilegiertes Bauen - das muss man durchwinken.

Nachbarn sammeln Unterschriften gegen den Bau

"Ein Horrorszenario für die Anwohner, sollte es soweit kommen. Denn die machen sich Sorgen um die Ruhe und Idylle in Langstedt. "Einen solchen Riesenstall will hier niemand haben. Massentierhaltung hat mit der Landwirtschaft hier vor Ort nichts zu tun", erklärt Elke Clausen-Schmidt, die laut eigener Aussage "vielleicht 150 Meter Luftlinie von dem Ding entfernt wohnt". Gemeinsam mit gut einem Dutzend Nachbarn hat sie in den vergangenen Tagen fleißig Unterschriften gegen die Stall-Pläne gesammelt. Inzwischen seien über 400 zusammen gekommen. "Das Schlimme ist, dass uns niemand erzählt, was hier passiert. Wir haben ein Recht auf Information", sagt Clausen-Schmidt, die in diesem Punkt in erster Linie den Eigentümer der Flächen kritisiert. Dieser betreibe seit vielen Jahren naturnahe Landwirtschaft. "Dass er nun zulassen will, dass auf seinem Grund und Boden ein riesiger Maststall gebaut werden soll, will nicht in meinen Kopf."

"Tatsächlich gehören mir die entsprechenden Flächen bislang nicht", bestätigt Landwirt Niels Greve aus Jerrishoe, der den Stall gerne bauen möchte. Dazu müsse er das Land und eventuell den dazugehörigen Hof in Langstedt zunächst kaufen. "Der aktuelle Eigentümer und ich stehen zwar in Verhandlungen. Bislang ist aber nichts unterschrieben. Fest steht, dass alleine ich den Stall bauen und betreiben möchte", erklärt Greve.

Fleisch-Großproduzent "Wiesenhof" als Partner angedacht

Zudem sei längst nicht klar, ob das LLUR am Ende sein Okay gebe. Schließlich liege Langstedt mit seiner Nähe zur Treene und seinen "Natura 2000"-Schutzgebieten in einem sensiblen Bereich. Unabhängig davon sind die Verhandlungen mit einem möglichen Auftraggeber laut Greve allerdings schon weiter fortgeschritten. Demnach könnte der Fleisch-Großproduzent "Wiesenhof" als sogenannter Vetragsmäster agieren. "Wiesenhof" würde dann Küken nach Langstedt liefern und sie dort mästen lassen. "Aber wie gesagt: Noch ist nichts klar", betont Greve. Das bestätigt auch der aktuelle Landeigentümer, der vielmehr "mit der ganzen Geschichte nichts zu tun hat - und haben möchte". Nur so viel: Er habe weder etwas unterschrieben noch Land verkauft und halte die ganze Geschichte für ein "riesiges Windei".

Um nun ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen, lädt Bürgermeister Bundtzen heute um 19.30 Uhr zu einer Einwohnerversammlung in Stelke's Gasthof in Langstedt ein. Vielleicht wird dann auch näher erörtert, was an den Gerüchten dran ist, dass langfristig vier Ställe für jeweils 40.000 Hühner geplant seien oder dass bereits ein erster Bauantrag unterschrieben worden sei. Mit dabei sein werden auch ein Vertreter des Ordnungsamtes sowie die Stallgegner um Elke Clausen-Schmidt. Der Landeigentümer und der mögliche Bauherr Niels Greve haben ihre Teilnahme ausgeschlossen. Bundtzen hofft auf eine sachlich geführte Diskussion. "Als ehemaliger Landwirt möchte ich mich eigentlich aus dem Thema raushalten. Aber ich bin natürlich nicht begeistert davon, dass die Dorfgemeinschaft unter diesen Maststall-Plänen leidet."

 

http://www.shz.de/nachrichten/lokales/flensburger-tageblatt/artikeldetails/artikel/was-ist-dran-an-maststall-plaenen-in-langstedt.html