Rückenwind für Maststall-Gegner

 

Auszug vom shz vom 17. Dezember 2012 | 06:25 Uhr | Von aob

 


Der Veranstaltungsraum des Gasthauses Stelke platzte fast aus allen Näthen.Foto: O’Brien

 

Mehrheit spricht sich bei Langstedter Einwohnerversammlung gegen Massentierhaltung vor Ort aus / Landeigentümer ließ Erklärung vorlesen


Langstedt. Das Thema bewegt offenbar eine ganze Gemeinde. Denn der Veranstaltungsraum des Gasthauses Stelke platzte bei der Einwohnerversammlung am Donnerstagabend aus allen Nähten. Wer nicht mehr hineinpasste, lugte vom Tresenraum durch die geöffnete Flügeltür zum langen Tisch hinüber, an dem neben Mitgliedern des Langstedter Gemeinderates auch Klaus-Dieter Rauhut, Leitender Verwaltungsbeamter des Amtes Eggebek, Kerstin Brandt, Leiterin des Ordnungsamtes, und Langstedts Bürgermeister Jacob Bundtzen saßen. Sie alle nahmen Stellung zu dem Thema, über das längst das ganze Dorf spricht: die geplante Hühnermastanlage in Westerlangstedt. Hauptakteure aus den Reihen der Anwohner waren Greta Lassen, Vorsitzende des Fördervereins Mittlere Treene, Horst Veith aus Kockholm und Franz Prokisch aus Westerlangstedt. Aber um es vorweg zu nehmen: Mehr Licht kam nicht ins Dunkel der Gerüchte (wir berichteten).

Grund für die aufgeheizte Stimmung unter den Langstedtern ist eine Bauvoranfrage, um eventuell einen Hühnermastbetrieb, der durch den Fleisch-Großproduzenten "Wiesenhof" mit Küken zur Mast beliefert werden soll, zu errichten. Dafür möchte Niels Greve aus Jerrishoe von Landwirt Hans-Dieter Petersen aus Westerlangstedt Land erwerben.

Bürgermeister Bundtzen las eine schriftliche Stellungnahme vor, worum ihn Petersen, der einen "Naturschutzhof" betreibt, gebeten hatte. Dieser, so erklärte Bundtzen, habe partout nicht persönlich erscheinen wollen. Deshalb blieb es bei der eingereichten Erklärung. "Ich kann nur sagen, dass ich nichts damit zu tun habe", las Bundtzen, Bezug nehmend auf die Stallpläne, daraus vor. Weiter verlas er, dass Petersen mit einer öffentlichen Entschuldigung von all denjenigen rechne, die ihn in den vergangenen Tagen persönlich verbal angegriffen hätten - eine Forderung, die zahlreiche spöttische Kommentare aus den Reihen des Publikums hervorrief. "Mir hat Hans-Dieter Petersen auch gesagt, er verkaufe nicht", versuchte Franz Prokisch seinen Nachbarn zu verteidigen. Ihn erinnerten die Reaktionen vieler Langstedter an die Hexenverfolgung im Mittelalter. "Hier wird übermäßig aufgebauscht, vieles wird nur durch Weitersagen verbreitet", meinte Prokisch.

Greta Lassen, Vorsitzende des Fördervereins Mittlere Treene, lehnte - so oder so - die Stallpläne strikt ab. Dadurch seien nicht nur die Natura-2000-Schutzgebiete in Gefahr. Sie sei von einem großen Teil der Westerlangstedter Bürger gebeten worden, deren Beweggründe für den Widerstand gegen den Mastbetrieb vorzutragen. Insbesondere seien das die zu befürchtende Geruchs- und Lärmbelästigung und das Entweichen von Krankheitskeimen trotz Filtertechnik. "Wir möchten niemanden persönlich angreifen, aber wir möchten eine Geflügelmastfarm verhindern", betonte Lassen. Der Bauantragsteller und der Grundeigentümer seien dennoch nicht zu verurteilen, denn sie nutzten die gesetzlichen Rahmenbedingungen. "Die Genehmigungsbehörden, müssen den Antrag genehmigen, wenn alle Vorschriften beachtet wurden", sagte Lassen. Zum anderen gebe es aber Ablehnungsgründe, "über die wir alle uns Gedanken machen sollten", etwa die Folgen der hohen Antibiotikagaben in der Massentierhaltung. Keime und Bakterien würden dadurch resistent. "Durch den Fleischverzehr helfen dann auch dem Menschen keine Antibiotika mehr." Lassen betonte, dass für sie persönlich die Ethik eine sehr große Rolle spiele. Der Mensch sei das einzige Lebewesen, das Verantwortung gegenüber seinen Mitgeschöpfen übernehmen könne.

Im Zusammenhang mit der Vermutung, dass "Wiesenhof" der Tierzulieferer werden könnte, warnte Horst Veith: "Wir haben es hier mit einem der größten Lebensmittelhersteller Europas zu tun. Der ist wirtschaftlich so stark, dass wir unsere geballte Gemeinschaft brauchen. Wenn ein Bauantrag durchgewunken wird, können wir kaum noch etwas tun." Veith sagte weiter: "Es geht wahrlich nicht um einen Herrn Petersen oder einen Herrn Greve. Das ist ein politisches Problem, wobei wir uns helfen lassen müssen", so Veith.

Klaus-Dieter Rauhut beleuchtete im Anschluss die behördliche Seite des Themas. Er machte den Gegnern des Mastbetriebes Mut: "Ich halte es für richtig, dass Sie sich zusammentun, dass Sie sich einen Fachanwalt holen und sich politisch artikulieren."